Tallinn – das Silicon Valley Europas
Mein erster Besuch in Estland führte mich gleich schon in die Hauptstadt des Landes – nach Tallinn. Eine Stadt, welche wahrscheinlich wie keine zweite Innovation mit mittelalterlichem Flair verbindet.
Doch ganz von vorne.
Die Idee zu der Tallinn-Reise hatten meine Schwester und ich, als wir uns gegenseitig zu Weihnachten einen Städtetripp schenkten. Denn gemeinsame Zeit ist nun wirklich das wertvollste Geschenk überhaupt.
Mein Neffe wollte sich das Abenteuer auch nicht entgehen lassen, so dass wir unsere Reise zu dritt planten.
Als gemeinsamen Start wählten wir den BER in Berlin, von wo aus wir mit Air Baltic via Direktflug nach Tallinn flogen.
Der Weg bis durch die Sicherheitskontrolle war etwas chaotisch, da auch schon früh um fünf Uhr viel zu viele Menschen am Flughafen waren und fliegen wollten. So mussten wir ewig warten, bis es langsam vorwärts ging. Der Flug allerdings hat diesen unnötigen Stress schnell vergessen gemacht, denn vom Fensterplatz aus hatte man eine wundervolle Aussicht über die Ostseeküste.
In Tallinn angekommen, brauchten wir noch circa zwanzig Minuten mit dem Bus in Richtung Innenstadt zum Hotel. Auf dem Weg konnten wir schon mal einen ersten kleinen Eindruck von der Stadt gewinnen. Natürlich wussten wir da noch nicht, was uns alles für Überraschungen erwarten würden.
Unser Hotel lag mitten in der Altstadt Tallinns. Diese, seit 1997 Weltkulturerbe, ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Altstädte Europas. Umgeben ist sie von einer teilweise noch intakten Stadtmauer, genauer gesagt sind noch circa 1,8 km Mauer und 26 der früher über 40 Wehrtürme erhalten. Viele dieser Türme sind für Besucher geöffnet und auch auf einem kleinen Teil der Stadtmauer, bei den Türmen Nunne, Sauna und Kuldjala, kann man spazieren gehen und von da die tolle Aussicht auf die Altstadt genießen.
Ein kleines Café sowie ein Museum befinden sich ebenfalls in dem Mauerabschnitt.
Zentrum der Altstadt ist aber der Rathausplatz mit dem beeindruckenden Rathaus in der Mitte. Das imposante Gebäude wurde 1404 eröffnet und ist das einzige noch erhaltene, im gotischen Stil erbaute Rathaus Europas. Auch das kann man besichtigen, wir hatten allerdings zeitlich darauf verzichtet.
Der Platz vor dem historischen Haus lädt zum Verweilen ein. Mit einem Kaffee in der Hand kann man sich hier zum Beispiel auf die Suche machen nach dem einzigen Punkt Tallinns, von dem man alle fünf Türme der Hauptkirchen der Stadt erblicken kann oder aber man bestaunt einfach die mittelalterlichen Gebäude ringsherum. So kann man unter anderem die Tallinner Ratsapotheke entdecken, eine der ältesten Apotheken Europas aus dem 15. Jahrhundert.
Nachdem wir die fünf Türme erspäht hatten, meldete sich bei uns allerdings erstmals ein Hungergefühl, welches wir in einem der kleinen Cafés und Restaurants rings um den Rathausmarkt zu bekämpfen gedachten.
Nach einem leider mäßigen Egg Benedict und einem Kaffee (der Name des Cafés ist uns dabei nicht im Gedächtnis geblieben), ging es weiter auf Erkundungstour.
Der Domberg war unser Ziel und damit das Regierungsviertel und die Alexander-Newski-Kathedrale. Vom Domberg aus hat man wieder einen tollen Ausblick auf die Stadt, aber auch auf die Ostsee mit den ganzen Fähren und Kreuzfahrtschiffen. Dies war auch unser nächstes Ziel: die Ostseeküste Tallinns.
Die estnische Hauptstadt kann man ganz easy zu Fuß erkunden, da die meisten Ziele in kurzer Zeit erreichbar sind. Aber auch die öffentlichen Verkehrsmittel bringen einen günstig und schnell ans gewünschte Ziel.
Am Meer angekommen, hat es uns in Richtung Tallinner Wasserflugzeughafen verschlagen, ein wirklich interessantes Museum mit alten Schiffen, einem Wrack aus dem 16. Jahrhundert und einem U-Boot. Außerdem sieht man hier eine ganz andere Seite Tallinns, die Moderne. Hippe Cafés, Restaurants und coole Wohnkonzepte bieten hier einen krassen Vergleich zur Altstadt und zum nicht weit entfernten Stadtteil Karjamaa, welcher noch sehr an die alte Sowjetzeit erinnert.
Mit der Straßenbahn ging es dann zurück in Richtung Altstadt, wo wir uns nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel auf die Suche nach unserem ersten Abendessen in Tallinn gemacht haben.
Im Restaurant Peppersack sind wir dann fündig geworden und konnten sogar noch einen der beliebten Plätze auf der Terrasse ergattern. Das Essen, man kann es nicht anders sagen, war wirklich sensationell. Sowohl die Haxe als auch der Lammeintopf waren jeden Cent wert und auch die süßen Köstlichkeiten als Abschluss konnten restlos überzeugen.
Am zweiten Tag haben wir uns aufgemacht, das Viertel Kalamaja anzuschauen. Auf jeden Fall eines der fotogensten Stadtteile Tallinns, welcher durch seine traditionellen bunten Holzhäuser besticht.
Kalamaja ist heute eines der beliebtesten Wohnviertel der Stadt und auch wieder nur wenige Minuten von der Ostsee entfernt.
Gefühlt tausend Fotos später, wollte wieder einmal der Hunger besänftigt werden, so dass es uns in den Balti Jaarma Turg Markt verschlagen hat.
Eine dreistöckige Markthalle mit vielen tollen Streetfoodständen, wo man aber auch frisches Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und andere regionale Produkte kaufen kann. Außerdem befindet sich ein toller Trödelmarkt in der Halle, in dem man noch das ein oder andere Highlight als Urlaubsmitbringsel finden kann.
Nicht weit vom wohl coolsten Markt Tallinns entfernt liegt das Kreativviertel Telliskivi.
Das muss man auch unbedingt gesehen haben, wenn man die Hauptstadt Estlands besucht. In alten Industriegebäuden haben sich hier hippe, kreative Unternehmen, Shops und Galerien angesiedelt. Und auch für das leibliche Wohl wird natürlich gesorgt. Auf keinen Fall die Kamera vergessen, denn die beeindruckende Streetart im Telliskivi Viertel ist atemberaubend und will unbedingt festgehalten werden. Wieder eine komplett neue Seite der Stadt, die wir entdeckt haben und die uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Am Abend sind wir dann wieder Richtung Altstadt marschiert. Dieses Mal, um im Restaurant Olde Hansa zu essen. Eigentlich ein typischer Touristenladen, welcher in keinem Reiseführer fehlt, aber wahrscheinlich gerade deswegen war ich sehr positiv überrascht.
Auch hier schmeckte das Essen wieder sensationell gut und hat einem direkt ins Mittelalter zurückversetzt. Aber auch die hauseigenen Biere waren nicht schlecht (naja, bis auf das Kräuterbier, das würde ich niemandem empfehlen). Kleiner Tipp: unbedingt den mittelalterlichen Pfefferschnaps probieren.
Der dritte Tag wurde von uns genutzt, um ausgiebig die vielen kleinen Läden der Stadt zu erkunden und das ein oder andere Mitbringsel zu kaufen. Unbedingt dabei auch die vielen kleinen Seitengassen durchstöbern, sonst bleibt das ein oder andere Highlight im Verborgenen.
Für den Abend hatten wir dann noch ein besonderes Highlight gebucht: einen Tisch im Restaurant NOA Chef´s Hall. Das Restaurant ist mit einem Michelin Stern ausgezeichnet und zählt zu dem Zweitbesten des Landes.
Traditionelle estnische Produkte wurden dabei in acht Gängen mit wenigen asiatischen Aromen zu etwas ganz Besonderem verarbeitet.
Wir hatten einen rundum gelungenen Abend mit perfektem Essen, tollen Weinen und einer phantastischen Aussicht auf die Ostsee und die Tallinner Bucht. Ein absolutes Muss für die Foodies unter euch.
Und für uns der perfekte Abschluss unseres kurzen Besuchs dieser einzigartigen und so wundervollen Stadt.
Wir kommen auf jeden Fall wieder.
Hier noch ein paar kurze Facts und Tipps, um euch die Reise noch schmackhafter zu machen.
Tallinn und Helsinki liegen gerade einmal 80 km voneinander entfernt, nur die Ostsee trennt die beiden Städte. Man kann aber täglich mit dem Schiff hin und her reisen.
Rottermannsviertel – ein Stadtteil, welcher quasi gerade erst so richtig entsteht. “Industriekultur trifft Moderne” ist hier das Motto.
Estland ist Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Unter anderem bietet Tallinn seinen Bürgern eine E-Government Plattform und viele andere digitale Dienste.
Tallinn ist umweltbewusst und nachhaltig, so engagiert sich Tallinn aktiv für den Umweltschutz. Unter anderem mit einem gut ausgebauten günstigen öffentlichen Verkehrssystem, aber auch mit vielen Fahrradwegen und Sharing-Angeboten.
Cafés, die man besucht haben sollte
Pierre Chocolaterie
in einem Innenhof gelegen, erinnert das Café ein wenig an ein Wohnzimmer einer schrulligen alten Dame.
Großes Pralinenangebot – ein Muss für Schokoladenfans
Kompressor
unbedingt die Pancakes probieren
Tassikoogid
Cupcakes der besonderen Art in charmanter Retro-Atmosphäre
Ich hoffe, du hattest Spaß beim Lesen des Blogs und ich konnte dir Tallinn ein wenig schmackhaft machen. Ich für meinen Teil könnte direkt wieder die Koffer packen.
Die Welt will erkundet werden – also zögere nicht.
Bis bald und liebe Grüße
Tom von deinem Travelfun-Shop